Timmy war der Bruder von Tessie und er war für mich unglaublich wichtig gewesen. Es war für mich ein unheimlich schwerer Schlag in so unerwartet und relativ früh zu verlieren. Er war mein erster Scottie, mit dem ich Agility machte.
Meine schottischen Agility Champions - oder wie ich zum Agility kam
„Willst Du dich wirklich lächerlich machen?“ fragte mich meine Kollegin, als ich ihr mitteilte, dass ich mit meinen zwei Scotties an einem Plauschwettbewerb teilnehmen will.
Sie startete mit dem vom Vater ausgebildeten Labrador Retriever. Meine zwei Schotten hatten zwar keinerlei hundesportliche Grundausbildung, aber wir platzierten uns doch im ersten Drittel der
Rangierung. Da war sogar meine Kollegin recht erstaunt.
Seither ist, wie wir in der Schweiz sagen, viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen. Ich habe acht Hunde hundesportlich ausgebildet, sieben davon waren, bzw. vier sind
Schotten!
Timmy war ein wunderschöner, charismatischer Scottierüde. Er lebte zusammen mit seiner fröhlichen und sehr vitalen Schwester Tessie. Diese lenkte mit ihrer extrovertierter
Art die Aufmerksamkeit aller Menschen stärker auf sich als ihr introvertierter Bruder. Er zeigte einige Verhaltensweisen, die auf mangelndes Selbstvertrauen schliessen liessen. Er hatte
besonders abends Knurrphasen und war sehr berührungsempfindlich. So beschlossen wir, dass Timmy gefördert werden muss. Kurzerhand meldete ich den achtjährigen Hund ohne Grundausbildung zu einem
Agilityanfängerkurs an. Obwohl ich von vielen für dieses Vorhaben belächelt wurde, mit einem Hund, der “zu stur zum arbeiten sei“, Agility zu machen, glaubte ich voll und ganz daran, dass mein
Vorhaben gelingen würde.
Aufgeregt war ich doch ziemlich, als ich erstmals mit Timmy auf dem Platz erschien. Aber auch mit viel Vertrauen in meinen Hund. Ich wusste, er würde allen zeigen, was ihn
im steckt! Tatsächlich war Timmy von Anfang an unglaublich gut, ich musste ihm nichts beibringen. Er konnte alles von selber! Der sonst ruhige, beinahe phlegmatisch wirkende Hund zeigte wie viel
Schnelligkeit und Enthusiasmus in ihm steckt. Die Wippe, ein Hindernis, für das viele Hunde mehrere Wochen brauchen, um es zu lernen, hatte Timmy nach dem zweiten Mal kapiert und nie falsch
gemacht. Auf dem Parcours harmonierten wir von Anfang an perfekt, er reagierte in Splittsekunden immer Richtig auf meine Kommunikation. Seine Motivation schien keine Grenze zu
haben.
Wenn ich Timmy zum Training abholte und er die Agilityleine sah, war er nicht mehr zu halten. Er raste so schnell zum Auto, dass ich ihn nicht mehr einholen konnte. Beim
Einlaufen zeigte er die schönste Unterordnung. Bis dahin hatte er sich gegen Fusslaufen geweigert, es war ihm verständlicherweise zu blöd. Er ging freiwillig in’s Platz, sogar bei nassem Wetter.
Früher brachten keine Zehn Pferde diesen Schotten ins Platz, schon gar nicht, wenn der Bauch nass zu werden drohte... Er begann begeistert mit mir zu spielen. Bis zuvor quittierte er Spielzeuge
mit einem sehr desinteressierten Gesichtsausdruck, Das Erstaunlichste, aber war die Veränderung seines Wesens. Er wurde ausgeglichener und selbstbewusster, er knurrte abends nicht
mehr.
Bald konnten wir auch an Wettkämpfen teilnehmen, einmal erreichten wir Platz 3 von 63 an einem Plauschturnier. Mit einem Scottie bin ich eine Rarität auf dem Agilityplatz.
In der Schweiz gibt es soviel ich weiss nur meine Scotties, die eine Agilitylizenz haben.
Immer mehr reifte in mir die Erkenntnis, dass es nicht darauf an kommt, wie klein, wie alt, wie „stur“ oder von welcher Rasse ein Hund ist. Das Wichtigste ist die vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Hund und die Fähigkeit den Hund zu motivieren. Es ist wichtig und gehört meiner Meinung nach zu artgerechter Hundehaltung, dass man seinen Hund geistig fördert. Es macht zudem Spass und stärkt die Bindung in einer Art, die man selber erleben muss! Wichtig, besonders bei den sensiblen Schotten ist, nur mit positiver Bestärkung und viel Motivation zu arbeiten, denn nur dann macht es beiden Spass und der Erfolg kommt ganz alleine.